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Selbstmitgefühl – Warum Mitgefühl für dich selbst so wichtig ist

Aktualisiert: 17. Okt.

Kennst du diesen inneren Kritiker, der sofort laut wird, wenn dir ein Fehler passiert? „Das hättest du besser machen müssen!“ oder „Alle anderen schaffen das doch auch.“ – viele von uns kennen solche Gedanken nur zu gut. Sie können belasten, unser Selbstwertgefühl untergraben und Stress verstärken.


Doch es gibt einen Weg, sanfter und gleichzeitig kraftvoller mit dir selbst umzugehen: Selbstmitgefühl. Anstatt dich klein zu reden, lernst du, dir selbst die gleiche Freundlichkeit zu schenken, die du auch einem guten Freund geben würdest.


Was ist Selbstmitgefühl?


Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst mit Freundlichkeit, Verständnis und Achtsamkeit zu begegnen – gerade dann, wenn es schwierig wird.

Die US-amerikanische Forscherin Kristin Neff gilt als eine der Pionierinnen auf diesem Gebiet. Sie beschreibt Selbstmitgefühl als eine Haltung, die drei Kernaspekte umfasst:


  1. Freundlichkeit statt Härte – dich selbst so behandeln wie einen guten Freund.

  2. Gemeinsame Menschlichkeit – Fehler und Schwächen gehören zum Menschsein dazu.

  3. Achtsamkeit – Gedanken und Gefühle wahrnehmen, ohne sie zu verdrängen oder zu übertreiben.


Selbstmitgefühl unterscheidet sich von Selbstmitleid: Es geht nicht darum, in Problemen zu versinken, sondern einen klaren, freundlichen und konstruktiven Umgang mit dir selbst zu finden.


Selbstmitgefühl, Gesellschaft und Beziehungen


Viele von uns haben gelernt, streng mit sich selbst zu sein. Schon in der Kindheit bekommen wir oft Sätze zu hören wie „Reiß dich zusammen“ oder „Andere haben es schlimmer“. In unserer leistungsorientierten Gesellschaft wird Selbstkritik oft mit Motivation verwechselt – dabei schwächt sie auf Dauer unser Selbstvertrauen und unsere seelische Gesundheit.


Selbstmitgefühl wird auch manchmal missverstanden als Schwäche oder Egoismus. Tatsächlich zeigen Studien, dass Menschen mit hohem Selbstmitgefühl oft:


  • empathischer und hilfsbereiter sind

  • weniger zu Aggression neigen

  • stabilere Beziehungen führen


Der Unterschied liegt darin, dass du aus einer inneren Stabilität heraus handelst – und genau das macht Beziehungen gesünder. Selbstmitgefühl ist die Basis für Mitgefühl mit anderen.


Besonders in Beziehungen – ob im privaten Umfeld, in Freundschaften oder am Arbeitsplatz – wirkt Selbstmitgefühl wie ein Schutzfaktor. Wenn du dich selbst annehmen kannst, reagierst du weniger defensiv, bist offener für Feedback und kannst Konflikte gelassener austragen. Studien zeigen, dass Menschen mit einem hohen Maß an Selbstmitgefühl oft zufriedenere Partnerschaften führen, weil sie empathischer zuhören können und weniger in Schuldzuweisungen verfallen.


Gleichzeitig ist Selbstmitgefühl ein Gegengewicht zu gesellschaftlichem Druck. In einer Welt, die stark auf Leistung, Selbstoptimierung und Vergleich ausgerichtet ist, bedeutet achtsames Selbstmitgefühl, dir selbst Raum zu geben – für Ruhe, für Fehler, für Menschlichkeit. Damit stärkst du nicht nur dein eigenes Wohlbefinden, sondern setzt auch ein kleines Gegengewicht zu einer Kultur der ständigen Selbstkritik.


Die Wirkung von Selbstmitgefühl auf Körper und Geist


Forschungsergebnisse der letzten Jahre sind eindeutig: Selbstmitgefühl hat messbare positive Effekte.


  • Es senkt das Stresslevel und reduziert das Risiko für Burnout.

  • Es stärkt das Immunsystem und die Resilienz in Krisen.

  • Es verbessert die emotionale Balance und senkt Grübeln.

  • Es wirkt sich positiv auf zwischenmenschliche Beziehungen aus.


Eine Studie von Neff & Germer (2013) zeigte beispielsweise, dass schon ein 8-wöchiges Training in achtsamem Selbstmitgefühl das Wohlbefinden deutlich steigert und den Umgang mit Selbstkritik erleichtert.



Selbstmitgefühl und Achtsamkeit: Kraftquellen für den Alltag


Achtsamkeit bedeutet, den Moment bewusst wahrzunehmen, ohne ihn zu bewerten. Selbstmitgefühl ergänzt dies, indem du deine Wahrnehmung mit Wärme und Verständnis für dich selbst verbindest. Zusammen entsteht ein Ansatz, der dich nicht nur resilienter macht, sondern auch deine Lebensfreude steigert. Diese Verbindung nennt man auch achtsames Selbstmitgefühl – und sie ist der Schlüssel, um im Alltag gelassener und liebevoller zu dir selbst zu sein.


Erst die Kombination aus Achtsamkeit und Selbstmitgefühl ermöglicht dir, mit Herausforderungen gelassener und konstruktiver umzugehen.


Negative Glaubenssätze – Stolpersteine für dein Selbstwertgefühl


Häufig stehen uns unbewusste Glaubenssätze im Weg:


  • „Ich muss perfekt sein, sonst bin ich nicht genug.“

  • „Wenn ich mir selbst Mitgefühl schenke, werde ich faul.“

  • „Stark sein heißt, keine Schwäche zu zeigen.“


Um negative Glaubenssätze zu erkennen und in positive zu verwandeln, ist es hilfreich, sie bewusst zu machen und aktiv zu bearbeiten. Hier kann mein Affirmationskarten-Workshop unterstützen: In kleinen, praktischen Übungen findest du Formulierungen, die dir helfen, alte Denkmuster durch unterstützende und stärkende Sätze zu ersetzen. So entsteht Schritt für Schritt ein liebevoller, motivierender innerer Dialog.


Selbstmitgefühl im Alltag entwickeln – kleine Schritte


Oft sind es die kleinen Gewohnheiten, die einen großen Unterschied machen. Du musst nicht alles auf einmal umsetzen – schon kurze, bewusste Momente können deine innere Haltung verändern.


  • Beginne mit kurzen Übungen von 5 Minuten am Tag.

  • Integriere Mitgefühls-Sätze in deine Morgenroutine.

  • Schaffe dir kleine Rituale – z. B. eine Tasse Tee bewusst genießen.

  • Sei geduldig mit dir: Selbstmitgefühl ist wie ein Muskel, der wachsen darf.


Mit der Zeit entsteht so eine sanfte Grundlage, auf die du in stressigen Momenten zurückgreifen kannst. Jeder Schritt, egal wie klein, ist ein Zeichen von Fürsorge dir selbst gegenüber.


Praktische Übungen für mehr Selbstmitgefühl


1. Die Hand-auf-Herz-Übung

Lege eine Hand sanft auf dein Herz, atme tief ein und spüre die Wärme. Sage dir innerlich einen freundlichen Satz, z. B.: „Es ist okay, dass ich gerade so fühle.“

👉 Wirkung: Beruhigt dein Nervensystem und vermittelt Sicherheit.

➡️ So kannst du dich in schwierigen Momenten selbst auffangen.


2. Selbstmitfühlender Brief

Schreibe dir selbst einen Brief, so wie du ihn einem guten Freund schreiben würdest. Gehe liebevoll auf deine Sorgen ein und erinnere dich an deine Stärken.

👉 Wirkung: Verändert langfristig den inneren Dialog.

➡️ Damit schenkst du dir selbst die Fürsorge, die du oft anderen gibst.


3. Atemübung mit Affirmationen

Atme tief ein und sage dir still: „Ich bin genug.“ Atme aus und denke: „Ich lasse Härte los.“

👉 Wirkung: Hilft, negative Gedankenmuster zu unterbrechen.

➡️ So stärkst du Schritt für Schritt eine innere Haltung von Akzeptanz.


4. STOP-Technik für den Alltag

  • Stop – kurz innehalten.

  • Tief atmen.

  • Observen – Gefühle und Gedanken wahrnehmen.

  • Praktiziere Freundlichkeit mit dir selbst.

👉 Wirkung: Soforthilfe bei Stress oder Selbstkritik.

➡️ Dadurch gewinnst du Abstand und entscheidest bewusster, wie du reagieren willst.


5. Körper-Scan mit Mitgefühl

Geh in Gedanken durch deinen Körper und sende jedem Bereich Freundlichkeit – besonders dorthin, wo du Anspannung spürst.

👉 Wirkung: Löst Spannungen und stärkt das Körperbewusstsein.

➡️ So lernst du, deinen Körper als Verbündeten zu erleben.


Body Scan als Selbstmitgefühl-Übung
Body Scan als Selbstmitgefühl-Übung


Selbstmitgefühl leben – in Gruppen und Workshops


Auch in Gruppen kann Selbstmitgefühl eine große Wirkung entfalten. Gerade im Arbeitskontext hat sich gezeigt, dass achtsame Teams weniger Stress erleben, kreativer arbeiten und ein besseres Miteinander pflegen. In meinen individuellen Achtsamkeitsworkshops für Gruppen (z. B. Junggesellinnenabschiede, Freundinnenabende oder Geburtstage) üben wir kreativ und in geschützter Atmosphäre, wie Selbstmitgefühl und Achtsamkeit im Alltag Platz finden. Die gemeinsame Erfahrung verstärkt den Effekt und schafft ein Gefühl von Verbundenheit.


Bücher-Tipps zum Thema Selbstmitgefühl


Wenn du tiefer einsteigen möchtest, empfehle ich dir folgende Bücher:


  • Kristin Neff: Selbstmitgefühl – Wie wir uns mit unseren Schwächen versöhnen und uns selbst der beste Freund werden

  • Christopher Germer: Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl

  • Kristin Neff & Christopher Germer: Mindful Self-Compassion – Das Übungsbuch


Diese Werke bieten nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch viele praktische Übungen.


Selbstmitgefühl ist kein Luxus, sondern eine grundlegende Fähigkeit, die dein Leben bereichern kann. Es hilft dir, dich von übermäßiger Selbstkritik zu befreien, innere Ruhe zu finden und gleichzeitig kraftvoll im Alltag zu stehen. Wenn du lernst, dir selbst ein guter Freund zu sein, veränderst du nicht nur deine Beziehung zu dir – sondern auch zu den Menschen um dich herum.

 

 
 
 

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